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Individuelle Förderung

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Individuelle Ressourcen der Schülerinnen und Schüler

Infolge ihres individuellen Förderbedarfs und fehlendem Schulabschluss ist es den Schülerinnen und Schülern noch nicht möglich, die Klasse 2, bzw. eine andere weiterführende Schulform zu besuchen.

In der Klasse 1 lernen Schülerinnen und Schüler unterschiedlichster Herkunft aus vielen Schulformen der allgemeinbildenden Schulen gemeinsam. Durch diese heterogene Zusammensetzung ergibt sich ein weites Spektrum an individuellem Förderbedarf. Da es für den Unterricht in der Klasse 1 keine curricularen Vorgaben gibt, bestimmt der individuelle Förderbedarf die Schwerpunkte des Unterrichtsgeschehens.

Die Förderschwerpunkte sind durch die Lehrkräfte in der Klasse 1 mit den Jugendlichen individuell zu erarbeiten. Häufig müssen Förderangebote sowohl im affektiven, kognitiven, psychomotorischen als auch im sozialen Bereich entwickelt werden. Die Arbeit mit diesen besonderen Jugendlichen erfordert daher von den Lehrkräften eine hohe pädagogische Kompetenz.

Ergebnisse dieser Förderung sind in vielen Fällen erst nach dem Besuch der Klasse 1 ansatzweise erkennbar. Eine weiterführende, nachhaltige Begleitung und Betreuung sind durch außerunterrichtliche Unterstützung häufig angeraten.

Ursachen für den individuellen Förderbedarf

Die Ursachen für Lernprobleme und Verhaltensauffälligkeiten, die zum Besuch der Klasse 1 führen, sind vielfach durch Einflüsse im außerschulischen Umfeld der Schülerinnen und Schüler begründet, wie z. B.:

  • unzureichende Zuwendung,
  • Wohnsituation (beengt, laut ...),
  • Beziehungsprobleme der Eltern (Streit ...),
  • Beziehungsprobleme mit den Eltern (sich unverstanden fühlen ...),
  • Beziehungsprobleme mit Gleichaltrigen (Mobbing ...),
  • Konfrontation mit kriminellen Aktivitäten Gleichaltriger (Gruppendruck ...),
  • Freizeitverhalten (Computerspiele, Social Media ...),
  • Anlehnung an negative Vorbilder (informelle Führer ...),
  • Orientierung an politischen Gruppierungen mit radikalem Hintergrund und/oder
  • Konsum von Betäubungsmitteln
  • traumatische Ereignisse

 

Die Grundlage für die Arbeit mit Jugendlichen in der Klasse 1 ist der Kompetenzansatz. Lehrerinnen und Lehrer werden mit Problemstellungen aller Art und aus allen Bereichen der Persönlichkeit des Jugendlichen konfrontiert. Hinter dieser „Problembarriere“ verbirgt sich immer ein vorhandenes Kompetenzprofil, das in verschiedenen Bereichen herausgearbeitet werden muss.

Der Leitgedanke lautet:

Jede Schülerin und jeder Schüler verfügt über Ressourcen, die geweckt und gestärkt werden können.

Die Umsetzung dieses Leitgedankens gelingt nur, wenn die Individualität des Jugendlichen erfasst bzw. wahrgenommen wird. Seine Lebensgeschichte, seine Kompetenzen und Defizite, seine bisherigen Lernerfahrungen, seine Wünsche und Ängste. Vor diesem Hintergrund müssen auch kleine Fortschritte zur Entwicklung von Handlungskompetenz[1] als Erfolge gewertet werden.

Berufsrelevante Kompetenzen:

Fachkompetenz Personale Kompetenz Kommunikations-, Methoden-, Lern- und Medienkompetenz
z. B. Fertigkeiten und theoretisches Wissen für die Ausübung beruflicher Tätigkeit z. B. Teamfähigkeit, Selbstbewusstsein, Verantwortungsbereitschaft, Kritikfähigkeit, Motivation und Lernbereitschaft, Konzentration und Merkfähigkeit, Ausdauer, Sorgfalt, Zuverlässigkeit, Pünklichkeit z. B. Informationen sammeln und Wesentliches erkennen, Arbeitsschritte ordnen, Zeit planen, Ergebnisse präsentieren

[1]

Handlungskompetenz entfaltet sich gemäß SchuCu-BBS in den Dimensionen Fachkompetenz und Personale Kompetenz. In Handlungskompetenz sind Kommunikations-, Methoden-, Lern- und Medienkompetenzen immanent.

Personale Kompetenzen

Zunehmend wird der Bereich der Personalen Kompetenzen in den Dimensionen Selbst- und Sozialkompetenz, insbesondere der Kooperations- und Teamfähigkeit zur Schlüsselstelle beim Zugang in das Erwerbsleben. Hier muss daher der individuellen Förderung der Jugendlichen ein besonderes Augenmerk gewidmet werden.

Entwicklung von Selbst- und Sozialkompetenz:

  • Durchhaltevermögen,
  • Frustrationstoleranz,
  • Initiative und Engagement,
  • Interesse an der Arbeit und am betrieblichen Geschehen,
  • Sorgfalt und Zuverlässigkeit,
  • Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit,
  • Pünktlichkeit und Termineinhaltung und/oder
  • Einhaltung der betrieblichen Ordnung, der Normen und Regeln

 Kooperations- und Teamfähigkeit drückt sich aus in:

  • Einhaltung allgemeiner Regeln menschlichen Zusammenlebens,
  • Bereitschaft zur Zusammenarbeit,
  • Anpassungsfähigkeit und Flexibilität,
  • Fähigkeit sich einzuarbeiten, zu integrieren und dazuzulernen,
  • Mitdenken und Verantwortungsbereitschaft,
  • Aufstellen und Einhalten von Kommunikationsregeln innerhalb eines Teams,
  • Anerkennung der individuellen Persönlichkeiten der anderen Teammitglieder und/oder
  • Aufteilung von Arbeitsaufgaben unter Berücksichtigung der individuellen Leistungsstärken

 Der Besuch der Klasse 1 – gleichgültig in welchem Berufsfeld – kann für viele Jugendliche eine Chance sein:

  • Sie können sich in der Praxis erproben. Indem sie arbeiten, erhalten sie Anregungen und beginnen, eigene Lebensperspektiven zu entwickeln.
  • Sie können sich Erfolgserlebnisse erarbeiten. Dadurch erleben sie Anerkennung und steigern ihr Selbstbewusstsein.
  • Sie können eine realistische Selbsteinschätzung entwickeln.

 

[1] Vgl. Handreichungen für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz (KMK). Stand: September 2007

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