Die Arbeit der Lehrkräfte in der Klasse 1 setzt im besonderen Maße eine positive Grundhaltung voraus, die beinhaltet, dass sich die Persönlichkeit eines jeden Menschen selbstbestimmt positiv entwickeln kann. Nur so ist der Aufbau sozialer Beziehungen für die bewusste Gestaltung von Erziehungsprozessen möglich.
Berufsrelevante Kompetenzen (Fach- und Personale Kompetenzen) können von Schülerinnen und Schülern nicht theoretisch oder gar mechanisch erworben werden. Eine grundlegende Voraussetzung ist der Beziehungsaufbau.
Ziel der Beziehungsarbeit ist es, die Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, aktiv an ihren Kompetenzen zu arbeiten. Damit dieser Prozess erfolgreich verlaufen kann, bedarf es seitens der in der Klasse 1 eingesetzten Lehrkräfte der Fähigkeit, sich in die Gedankenwelt der Schülerinnen und Schüler hineinzuversetzen und deren Erlebnis- und Verhaltensweisen zu verstehen. Der Erfolg der Arbeit ist von authentischen Beziehungen abhängig. Die Jugendlichen müssen erfahren, dass ihnen ein echtes Interesse entgegengebracht wird. Auf dieser Grundlage können sich vertrauensvolle Beziehungen entwickeln.
Unterricht in der Klasse 1 fordert somit in besonderem Maße Einsicht und Verständnis für diese Schülerinnen-/Schülergruppe. Die Arbeit in der Klasse 1 erfordert von den Lehrkräften eine pädagogische Handlungsvielfalt, die in anderen berufsbildenden Schulformen unüblich, für diesen Schülerinnen-/Schülerkreis aber notwendig ist.
Die Schülerinnen und Schüler sollen im Umgang mit allen am Schulalltag beteiligten Personen den konstruktiven Umgang mit Konflikten erleben und angemessene Bewältigungsstrategien erwerben. Theorie und Praxislehrkräfte, Schulsozialpädagoginnen und -pädagogen, Beratungslehrkräfte u. a. im Klassenteam mitwirkende können als Vorbilder für neue Verhaltensweisen dienen. Dies setzt ein hohes Maß an Teamfähigkeit und Empathie aller voraus.
Eine genaue Rollenklärung ist hier erforderlich. Zuständigkeiten und Aufgaben müssen im multiprofessionellen Team genau festgelegt werden. Die Verantwortung für die unterrichtliche Gestaltung bleibt bei der zuständigen Lehrkraft.
Merken Schülerinnen bzw. Schüler, dass sie in ihrer individuellen Wirklichkeit vom multiprofessionellen Team ernst genommen werden, dass ihre Probleme vertraulich und mit Verschwiegenheit behandelt werden, so ist eine wesentliche Grundlage für soziales Lernen geschaffen.
Ihr Sozialverhalten können die Jugendlichen nur verbessern, wenn:
Die Aufgaben der Klassenlehrkräfte sind durch den hohen individuellen Betreuungsbedarf deutlich zeitintensiver als in anderen Bildungsgängen. Besondere Aufgaben der Lehrkräfte im Klassenteam sind:
Die Koordinierung der besonderen Aufgaben obliegt der Klassenlehrkraft.
Die Aufgaben lassen sich dann im Klassenteam umsetzen durch:
Die erforderliche Beziehungsarbeit mit den Jugendlichen sollte durch Kontinuität (Klassenlehrer/inprinzip) und verbindliche Ansprechpartner geprägt sein. Deshalb ist eine längerfristige Einbindung der jeweiligen Lehrkräfte in die Klasse1 als Klassenteam erstrebenswert. Ein Wechsel der Lehrkräfte in eine andere Schulform sollte aber auf Wunsch möglich sein.
Darüber hinaus hat sich die Bildung eines „Fachteams (Bildungsgangsgruppe oder Ausschuss) Klasse 1“ als sinnvoll und notwendig erwiesen. Es unterstützt die Arbeit und den Stellenwert der Klasse 1 in der Schule sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl des multiprofessionellen Teams. Ein kontinuierlich arbeitendes Fachteam kann auf die spezifische Situation der Klasse 1 eher eingehen. Regelmäßige Teamsitzungen, Lehrer/innenfortbildungen sowie spezielle Veranstaltungen bieten geeignete Rahmenbedingungen für die Kooperation.
Das Fachteam muss in die Organisationsstruktur der Schule fest eingebunden sein und sollte über einen eigenen Etat verfügen. Im Gesamtbudget einer berufsbildenden Schule sind u. a. Gelder zur Beschaffung von Lern- und Arbeitsmitteln für die Klasse 1enthalten.
Zur Entlastung und Qualifizierung der Lehrkräfte in der Klasse 1 kann insbesondere die Kollegiale Beratung beitragen. Fallbesprechungen nach dem Modell der Kollegialen Beratung eignen sich zur Bearbeitung von Konfliktsituationen und zur Krisenintervention. Die Kollegiale Beratung ist eine Methode, in der berufliche Alltagssituationen und besonders belastende Geschehnisse in einer Arbeitsgruppe von gleichberechtigt beteiligten Lehrkräften reflektiert, analysiert und handlungsorientiert bearbeitet werden.