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Vollzeit mit Qualifizierungsbausteinen

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Konzept

Das Konzept der Qualifizierungsbausteine ist ein zentraler neuer Ansatz, die Berufsvorbereitung besser mit der Ausbildung zu verzahnen. Mit Hilfe der Qualifizierungsbausteine soll erreicht werden, dass junge Menschen, die bisher keine Chance hatten, einen Ausbildungsplatz zu finden, durch eine effizientere und berufsnahe Vorbereitung doch noch in eine Ausbildung integriert werden können. Gleichzeitig sollen die Chancen auf einen Arbeitsplatz verbessert werden.

Qualifizierungsbausteine stellen inhaltlich und zeitlich begrenzte Lerneinheiten dar, in denen die fachpraktischen wie auch die fachtheoretischen Inhalte einbezogen sind. Die Vermittlung von Grundlagen beruflicher Handlungsfähigkeit erfolgt daher in enger Abstimmung zwischen den beteiligten Theorie- und Praxislehrkräften. Die Fertigkeiten und Kenntnisse sind verbindlich aus den jeweiligen Ausbildungsrahmenplänen zu entwickeln.

Ziele

Durch die Qualifizierungsbausteine erwerben Jugendliche Kompetenzen aus anerkannten Ausbildungsberufen entsprechend der Ausbildungsrahmenpläne.

Qualifizierungsbausteine ermöglichen Jugendlichen berufliche Teilqualifizierungen zu erwerben. Damit wird die Ausbildungsreife gefördert und eine qualitative Verbesserung der Ausbildungsvorbereitung erzielt.

Zugleich soll die Transparenz der Ausbildungsvorbereitung für die Betriebe verbessert werden, indem sie Auskunft über erreichte berufliche Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler erhalten.

Die Qualifizierungsbausteine sollen die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler und Anforderungen des regionalen Arbeitsmarktes berücksichtigen. Eine Möglichkeit hierzu stellt die Lernortkooperation dar.

Verstanden als abgeschlossene Lerneinheiten wirken Qualifizierungsbausteine motivierend auf die Jugendlichen, da erworbene Kompetenzen bescheinigt werden.

Kompetenzbild eines Qualifizierungsbausteins

Der Qualifizierungsbaustein wird durch ein Kompetenzbild dokumentiert.

Das Kompetenzbild ist der zentrale Kern eines Qualifizierungsbausteins. In ihm werden die zu erreichenden Kompetenzen und die dazu gehörigen Inhalte beschrieben. Der inhaltliche Schwerpunkt des Kompetenzbildes muss Teil einer Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf oder einer gleichwertigen Berufsausbildung sein, welcher die Schülerinnen und Schüler zur Ausübung einer Tätigkeit befähigt.

Die optische Aufbereitung eines Kompetenzbildes ist zwar nicht vorgegeben, sollte aber grundsätzlich sehr ansprechend sein. Letztendlich ist es ein Dokument, mit dem den Jugendlichen die erworbenen Kompetenzen attestiert werden. Außerdem ist davon auszugehen, dass Kompetenzbilder wichtige Bestandteile von Bewerbungsunterlagen sein wer- den.

Dem Anhang ist beispielhaft ein Kompetenzbild beigefügt. Fällt der Punkt 4: “ Zu entwickelnde Kompetenzen“ umfassender aus, darf ein Kompetenzbild auch mehrseitig sein.

Aufbau eines Kompetenzbildes [1]

Die Lerninhalte müssen didaktisch-methodisch der Zielgruppe angepasst werden. Zu erreichende Kompetenzen können in Form von komplexen oder grundlegenden Projekten vermittelt werden. Für jeden Qualifizierungsbaustein ist ein Kompetenzbild zu erstellen. Diese Dokumentation des Qualifizierungsbausteins beinhaltet folgende Bestandteile:

Bezeichnung der Schule
Bezeichnung des Qualifizierungsbausteins Die Bezeichnung fasst die Kompetenzen und den Inhalt des Qualifizierungsbausteins zusammen und sollte daher möglichst prägnant, adressatengerecht sowie aktiv formuliert sein.
zugrunde liegender Ausbildungsberuf Die Nennung des entsprechenden Ausbildungsberufes erfolgt an dieser Stelle. Die Fundstellen aus den jeweiligen Ausbildungsrahmenplänen sind hier nicht anzugeben.
Handlungskompetenz als aktive Formulierung Da Qualifizierungsbausteine zur Ausübung einer Tätigkeit befähigen, muss hier festgelegt werden, über welche Kompetenzen ein Teilnehmer nach Abschluss des Qualifizierungsbausteins verfügt.
zeitlicher Umfang Der Vermittlungsumfang umfasst mindestens 60 und höchstens 120 Zeitstunden. Das entspricht einem zeitlichen Umfang von mindestens 75 Unterrichtsstunden bis höchstens 150 Unterrichtsstunden in Theorie und Praxis. Auf dem Kompetenzbild sind in jedem Fall die Zeitstunden anzugeben.
zu entwickelnde Kompetenzen
unterteilt in Personale Kompetenz und Fachkompetenz
Die in der Zielformulierung festgelegten Kompetenzen werden hier in einzelne Teilkompetenzen untergliedert und den entsprechenden Fertigkeiten und Kenntnissen des Ausbildungsrahmenplans zugeordnet. Dabei ist es nicht notwendig, dass bei den Zuordnungen zu den Fertigkeiten und Kenntnissen des Ausbildungsrahmenplanes die entsprechenden Paragraphen genannt werden. Die Inhalte aus dem Rahmenplan können auch sinngemäß formuliert werden.
Leistungsüberprüfung Am Ende des Qualifizierungsbausteins erfolgt eine praktische und theoretische Leistungsüberprüfung. An dieser Stelle ist zu beschreiben, in welcher Form die leistungsüberprüfung erfolgt.
Datum An dieser Stelle ist das Erstelldatum des Kompetenzbildes einzutragen.
Unterschrift Sie sollte durch die verantwortliche Lehrkraft erfolgen. Möglich ist auch die Unterschrift durch die Klassenlehrkraft oder die Schulleitung. Die Entscheidung ist in der Schule zu treffen.
Stempel Das Kompetenzbild ist entweder mit dem Schulstempel oder dem Siegel (kleines Landessiegel) zu versehen. Die Entscheidung ist in der Schule zu treffen.

Didaktische Ausrichtung der Qualifizierungsbausteine [2]

Das für jeden Qualifizierungsbaustein zu erstellende Kompetenzbild beschreibt die angestrebten Ergebnisse eines Qualifizierungsprozesses, es enthält keine Vorgaben über die Gestaltung des Unterrichts. Deshalb ist für jeden einzelnen Qualifizierungsbaustein ein entsprechendes Curriculum zu erarbeiten. Das Curriculum ist von den beteiligten Theorie- und Praxislehrkräften gemeinsam zu erarbeiten. Es berücksichtigt die Gegebenheiten der zur Verfügung stehen Werkstätten bzw. der kooperierenden Betriebe und es orientiert sich an den Interessen und Lernvoraussetzungen der Jugendlichen. Da sich einzelne Faktoren durchaus ändern, ist das Curriculum nicht statisch, sondern ist immer wieder den veränderten aktuellen Situationen anzupassen. Es handelt sich also um ein „offenes“ Curriculum.

Darüber hinaus sind Qualifizierungsbausteine auch mit dem schulischem Curriculum BSS (SchuCu) im berufsübergreifenden Lernbereich abzustimmen. Je nach Fachrichtung müssen im unterschiedlichen Umfang die im berufs- übergreifenden Lernbereich erworbenen Kompetenzen, insbesondere in den Fächern Mathematik, Deutsch/Kommunikation und Englisch Anwendung finden. Das Curriculum eines Qualifizierungsbausteins ist im Bedarfsfall aus Sicht dieser Fächer durch entsprechende Lernsituationen zu erweitern.
Mit einer solchen Integration berufsübergreifender Kompetenzen in Lernsituationen des berufsbezogenen Lernbereichs wird gleichzeitig ein Beitrag zur umfassenden Entwicklung von Handlungskompetenz und hier insbesondere beruflicher Fachkompetenz geleistet.

Analog zum Erwerb des Hauptschulabschlusses besteht somit ein Berufsbezug, da immer auch die berufliche Relevanz der zu erwerbenden Kompetenzen deutlich zu machen ist.

Anzahl und Ausgabe der Qualifizierungsbausteine

Aufgrund der Zeitvorgabe [3] sind in der Berufseinstiegsklasse Berufseinstiegsschule Klasse 2 pro Schuljahr mindestens vier bis maximal 9 Qualifizierungsbausteine möglich.

Der besondere pädagogische Wert eines Qualifizierungsbausteins ist seine Überschaubarkeit, daher sollte die Durchführung kompakt erfolgen und innerhalb von drei Monaten abgeschlossen sein.

Ist das Ziel des Qualifizierungsbausteins erreicht, ist der Nachweis umgehend auszugeben. Eine erste Ausgabe hat spätestens drei Monate nach Schuljahresbeginn zu erfolgen.

Sämtliche Qualifizierungsbausteine sind im Halbjahres- bzw. Abschlusszeugnis mit entsprechender Note anzugeben. Es wird empfohlen, dem Zeugnis Kopien der jeweiligen Kompetenzbilder beizufügen.

 

[1] vgl.: Rahmenrichtlinien für den berufsbezogenen Lernbereich in der Berufseinstiegsschule Klasse 2, September 2022 
[2] vgl. Pkt 2.2, Rahmenrichtlinien für den berufsbezogenen Lernbereich in der Berufseinstiegsschule Klasse 2, September 2022
[3] Wöchentlich stehen 21 Unterrichtsstunden zur Verfügung, abzüglich der Praktikumszeit (4 Wochen bzw. 160 Zeit stunden) verbleiben 36 Unterrichtswochen. Maximal stehen somit 756 U.-Std. bzw. 567 Zeitstunden zur Verfügung.

Materialien

Hier befinden sich Beispiele und Vorlagen

Übersicht